Marianne Ach






























Bilder wie diese:

Eine Tante stirbt auf der Hochzeit meiner Nichte, ein Landstreicher findet nicht mehr zurück, das Sägewerk brennt. In Bierkellern herrschen Kühle und Dunkelheit.

Aus Bildern werden Geschichten.

Die Oberpfalz, aus der ich stamme, ist reich davon. Sogar der kleine, fast unbedeutende Marktflecken Eslarn. Jahrzehnte durch den Eisernen Vorhang in seine Schranken gewiesen, haben sich die Bewohner an die Enge gewöhnt, sie haben nichts Ausladendes oder Überflüssiges in ihrer Sprechweise. Das prägte sowohl mein Weltbild als auch meinen Stil.

Mit dreizehn Jahren war es an der Zeit, alles zu verlassen: die kleinen Stuben meines Elternhauses, vertraute Menschen, Gerüche und Düfte, den Wasserfall und Himbeersträucher.

Im Kloster war es genauso eng, gab es andere Regeln und Normen. Das habe ich erleben müssen, als ich Nonne war, meine jungen Jahre hinter dicken Mauern verbrachte, zuerst als Kindergärtnerin, dann als Katechetin arbeitete.

Wieder war es an der Zeit, zu gehen.

Ich studierte, wurde Lehrerin. Sobald ich dazu Gelegenheit hatte, machte ich mir auf die Schnelle ein paar Notizen: in Konferenzen, auf dem Nachhauseweg, während die Schüler eine Aufgabe zu lösen hatten.

Bilder und Erinnerungen kehrten zurück: Meine Erzählsammlung "Schlimme Wörter" entstand, dann der erste Roman.

Die Enge von damals wurde zum Stilmittel, ich lernte Kreise zu ziehen, schloss mit dem dritten Roman "Winterherzen" eine Trilogie ab und damit einen Teil meiner Vergangenheit.

Heute friere ich nicht mehr, wenn ich an gestern denke.

Meine literarischen Vorbilder: Ilse Aichinger, Lars Gustafsson, Erri De Luca, Marguerite Duras.

Ein wichtiges Buch: "Die größere Hoffnung".

Jedes Mal, wenn ich darin lese, bin ich nicht mehr so sicher, ob mein Glück auch berechtigt ist.